Das 4. von 10 Geboten der Kirche lautet: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!“
Hm, und was, wenn meine Eltern diese Ehre gar nicht verdienen? Wenn sie keine guten Eltern sind oder waren? Wenn sie mich erniedrigt, vernachlässigt, gar geschlagen haben? Muss ich sie dann noch immer ehren?
Das 4. Gebot „Du sollst Vater und Mutter ehren!“ differenziert in keiner Weise, sondern schert alle Eltern über einen Kamm! Den Kamm nämlich, dass alle Eltern Ehre verdienen, ganz egal, wie sie sich verhalten, was sie ihren Kindern angetan haben. Dieser moralische Druck kann enorm viel mit uns machen. Er kann uns in ein Dilemma führen, die eigenen Eltern, die Mutter, den Vater lieben zu „müssen“, obwohl wir einen deutlichen inneren Widerstand spüren. Er kann sogar so weit gehen, dass wir uns als „schlechte“ Kinder fühlen, weil wir die Mutter oder den Vater nicht lieben „können“, obwohl wir es doch müssten!
Und früher, als Kirche und Moral noch gleichgesetzt wurden, da hätte es sogar bedeuten können, wer dieses 4. Gebot nicht befolgt, also die Eltern nicht liebt und respektiert, der kommt in die Hölle!
Das ist heutzutage kaum mehr vorstellbar, nützt aber nichts, wenn wir es abtun, sondern der Blick dahin lohnt sich allemal. Die Indoktrination ist so subtil und teilweise pervers, dass wir mit unserem Verstand sofort dagegen argumentieren: „So ein Quatsch, Blödsinn, das betrifft mich nicht, das wäre ja noch schöner!“ Ich verstehe deine Empörung an dieser Stelle absolut, allein, es war der damalige Zeitgeist und somit die Haltung, die vertreten wurde.
Unser Gehirn von heute misst alldem eine andere Bedeutung zu, aber unser Gehirn von damals hat es eben doch aufgenommen, verinnerlicht, und weil es von ganz oben kam, von den Eltern oder gar von Gott – als Wahrheit angesehen! Und wer kann es riskieren, in die Hölle zu kommen? Abgespalten von all den Guten aus der Familie? Allein gelassen, ins Verderben gestürzt?
Tja, da MUSSTE man partout versuchen, selbst die gewalttätigsten Eltern zu lieben, eigene Wut und Traurigkeit abzuspalten. Man konnte es sich schlichtweg nicht leisten, die Eltern abzulehnen. Nicht nur, weil uns diese versorgten, sondern auch, weil es den moralischen Tod für uns bedeutet hätte. Wir wären verdammt gewesen, deshalb der Versuch der Anpassung. Und auch der Versuch, die Eltern in Schutz zu nehmen: „Sie wussten es nicht besser, waren überfordert, selbst so erzogen worden, noch so jung, vom Mann sitzen gelassen, und, und, und!“ Oder es geht sogar so weit, dass die Kinder sich selbst die Schuld geben: „Ich war auch kein einfaches Kind, ich hab so viel geschrien als Säugling, man musste mich zur Räson bringen, ich habe nicht gespurt…..“!
Die Zusammenhänge sind unfassbar komplex. Gerade wenn wir selbst Kinder haben, möchten wir nicht, natürlich nicht, dass diese uns ablehnen. Und jetzt kommt ein unfassbar spannender und wichtiger Punkt: „Wenn ich meine eigenen Eltern ablehne, gebe ich damit nicht auch die Bahn frei, selbst von meinen eigenen Kindern abgelehnt zu werden“?
Soll das nicht lieber alles unter Verschluss gehalten werden? Wenn ich meinen Eltern keine Vorwürfe mache, dann machen meine Kinder auch mir keine? Dann lassen wir das ganze Thema einfach ruhen? Zugegeben – da kommen Ängst auf und was ist mit all diesen Ängsten, wenn ich diesen freie Fahrt lasse?
Sicherlich habe ich manches, oder sogar vieles besser gemacht als meine Mutter. Ganz sicher hab ich auf all diese Dinge geachtet, unter denen ich selbst einmal gelitten habe. Auf jeden Fall habe ich versucht, meinen Kindern mehr Liebe, Aufmerksamkeit, Interesse, Wärme und Schutz entgegen zu bringen. Vielleicht habe ich ihnen auch viel mehr Freiheit gewährt, weil ich diese selbst nicht hatte als Kind. Vielleicht war ich ihnen ein vertrauterer Mensch, mit mehr Herz und Empathie. Aber – vielleicht war ich auch meinen eigenen Grenzen ausgesetzt, den Höhen und Tiefen meines eigenen Lebens und vielleicht habe ich es – heute im Rückblick betrachtend – doch gar nicht so gut gemacht, wie ich es eigentlich wollte.
Vielleicht habe ich sogar Anteile meiner eigenen Mutter weitergegeben, die ich doch so radikal von mir weisen wollte. Vielleicht war auch ich manches Mal Opfer meines eigenen Temperaments, meiner Charakterzüge oder ganz einfach meiner menschlichen Unzulänglichkeiten…..
Was wäre dann? Wäre ich dann nicht doch durch das 4. Gebot geschützt? „Kinder müssen ihre Eltern ehren?“ Und sollte man dieses heiße Eisen nicht doch lieber ruhen lassen?
Nein – und nochmals nein!
Jedes Gefühl, das wir unterdrücken, abspalten, negieren und von uns weisen, wird sich einen Weg bahnen. Wenn wir versuchen, Erlebtes aus unserer Wahrnehmung, aus unserem Bewusstsein zu verdrängen, wird es über den Körper sprechen. Über Schmerzen, Schlafstörungen, Ängsten, Depressionen, Herzrasen, Panikstörungen, Erschöpfung usw. es wird so lange nicht schweigen, wie wir es ihm erlauben, aufzutreten, weil wir es nicht zulassen.
Die Kraft, die notwendig ist, die eigenen Gefühle und Empfindungen zu unterdrücken, die Kraft die notwendig ist, gegen diese anzugehen und die Kraft, die notwendig ist, um diese zu verleugnen, die führt zu enormen Anspannungen im Körper. Und lass uns doch einmal gemeinsam die Frage stellen, wie ein Kind, das z. B. Geschlagen wurde, eine Mutter oder einen Vater lieben soll OHNE auch negative Gefühle zu empfinden? Wie soll ein Kind, das vom Vater missbraucht wurde, diesen ehren, ohne auch eine Abneigung zu erleben?
Wenn jetzt dieses Kind versucht, den Vater ausschließlich zu ehren, dann muss es den Ekel abspalten. Wenn das geschlagene Kind die Mutter ausschließlich lieben soll, ohne die Wut über die zugefügten Schmerzen zu erleben, dann muss es einen Kompensationsmechanismus entwickeln.
Das können, wie gesagt, Schmerzen sein, also dass der Körper für uns spricht. Das können aber auch Süchte sein, wie Nikotin, Alkohol, Drogen oder Essen. Wir können auch dadurch den Versuch der eigenen Erleichterung unternehmen, weil uns ansonsten die zwiespältigen Gefühle umhauen würden.
Mir geht es in diesem Beitrag nicht darum, die Eltern an die Wand zu nageln und zu bombardieren. Mir geht es vielmehr darum, eine Ambivalenz zuzulassen, die der tatsächlich erlebten Wahrheit entspricht.
Mein Vater war sehr fürsorglich UND er hat mich ständig angeschrien und abgewertet. Oder – meine Mutter hat mich mit Nahrung und Kleidung versorgt UND sie hat mir keinerlei Wärme und Nähe geschenkt.
Welche Gefühle löst die Fürsorge des Vaters aus (vielleicht Dankbarkeit) Und welche Gefühle löst das Angeschrien werden aus (vielleicht Wut oder Traurigkeit).
Welche Gefühle löst das Verhalten der Mutter aus? Sie hat mich mit Nahrung und Kleidung versorgt (vielleicht wiederum Dankbarkeit) und sie hat mir keine Wärme und Nähe geschenkt (vielleicht Ohnmacht und Verzweiflung, Einsamkeit, Bedürftigkeit).
Ich denke, wir tun wirklich gut daran, alles wahrzunehmen, was war. Allem Raum zu geben, denn sonst wiederholt es sich wieder und wieder. Vielleicht in Partnerschaften, wo wir wiederum einen Mann haben, der uns mit Geld versorgt, aber nicht mit Emotionen. Oder wir haben eine Frau, die kocht und wäscht, aber uns herumkommandiert und mit moralischen Druck erpresst.
Oder wir sind noch heute in der Bedürftigkeit den eigenen Eltern gegenüber. Wir hoffen noch immer auf die Zustimmung des Vaters, die Anerkennung der Mutter. Dass sie sagen, wie toll wir sind, wie stolz sie auf uns sind und wie sehr sie uns lieben.
Meine Empfehlung: Wenn es in den ersten 20 Jahren nicht geschehen ist, wird es auch heute nicht geschehen. Sie können es nicht, sie verfügen nicht über diese Klaviatur, es ist nicht in ihnen angelegt, meist haben sie es selbst auch nicht empfangen und können es nicht liefern.
Wir sehen also, dieses Thema, diese schmerzhaften Emotionen aufzulösen, ist ein enorm wichtiger Prozess. Vielleicht liegt die Lösung darin, dass wir den Kontakt zu den eigenen Eltern abbrechen, vielleicht liegt er darin, dass wir lernen, Grenzen zu setzen, vielleicht liegt er darin, dass wir erkennen, welche Wiederholungen sich in unserem Leben ergeben, wenn wir diesen Bereich nicht aufräumen.
Vielleicht denken manche auch, dass doch mit 50, 60, 70 Jahren, die Eltern kein Thema mehr sein können. Das ist doch alles schon so lange her, das kann doch heute keine Rolle mehr spielen! Doch – dein Körpergedächtnis hat es für immer gespeichert und Trigger kennen keine Zeit. Sie verjähren nicht, sondern sind mit 70 so aktiv wie mit 7.
Was brauchen wir, um uns aus der Falle zu befreien? Um nicht nur kognitiv, vom Verstand her vieles zu wissen, sondern es auch tatsächlich fühlen zu können? Nun, wir brauchen ein sicheres Umfeld, das all diese Emotionen zulässt und sogar dazu einlädt. Wir brauchen Führung durch die Themen, um uns nicht darin zu verlieren und wir brauchen eine gewisse Dynamik, also ein Tempo, nicht zu schnell und nicht zu langsam, um am Ende einen Knopf daran machen zu können.
So habe ich das 3-Monats-Training ins Leben gerufen, um genau diesen Rahmen zu gewährleisten. Wir starten mit dem Thema „Grenzen“, gehen über „Selbstwert“ zu „Schlagfertigkeit“ will heißen, wir können das Gewünschte tatsächlich umsetzen und ins Außen bringen.
Transformation 2023 – so nenne ich das. Denn das endgültige Abnabeln und Erwachsen-werden – auch noch im mittleren oder höheren Alter – ist ein entscheidender Befreiungsschlag. Nicht nur im Hinblick auf die eigenen Eltern, sondern auch im Hinblick auf die unbewusste Partnerwahl. Ich werde es dir aufzeigen – versprochen!
Gerade wenn die Eltern alt, krank und bedürftig werden, wenn wir uns mit ihrer Endlichkeit auseinandersetzen (müssen), gerade dann können all diese Themen wieder ganz besonders wichtig werden.
Grenzen, Selbstwert, Schlagfertigkeit im Außen – all dies ist notwendig, um uns in Partnerschaft und Beziehung zu wem auch immer behaupten zu können. Nicht rabiat, nicht im Zorn, sondern in Souveränität und Gelassenheit – so können wir Frieden machen, selbst mit Menschen, die unser Leben schon verlassen haben!
Wir freuen uns darauf, auch dich in diesem Prozess begleiten zu dürfen und vielleicht magst du zu den 100 Mitgliedern dazu stoßen, die schon dabei sind. Mit mir als Therapeutin und Narzissmus-Expertin, sowie ganz vielen anderen Betroffenen, für ganz kleines Geld kommen wir zu dir online ins Haus. Carpe diem – nutze den Tag und nutze die Chance! Jetzt und heute beginnt der Rest deines Lebens!