von Angelika Beck

Wenn Glaubenssätze uns daran hindern, unser eigenes Leben zu führen, dann bleiben wir zumeist weit unter unseren Möglichkeiten. Unbewusst handeln wir nach den Richtlinien anderer, nehmen deren Maßstäbe und wissen am Ende gar nicht, was eigentlich unsere Wünsche und Begabungen wären, wo wir hin möchten und was uns wichtig wäre.

Schon früh werden wir darauf konditioniert, zu gehorchen, uns anzupassen und zu gefallen. Gesellschaftliche Zwänge und familiäre Prägungen machen uns zu dem, was wir glauben, sein zu müssen. Wir kennen uns ja selbst nicht anders und stellen auch deshalb nichts infrage. Erst wenn wir in der Partnerschaft kreuzunglücklich sind oder wenn wir im burnout landen, erst wenn unser Körper spricht, was die Seele sich nicht traut zu sagen, dann fangen wir an, das Ganze zu hinterfragen.

Ich will an dieser Stelle gar nicht abstreiten, dass z. B. Anpassung eine gute Strategie war, wenn wir als Kind einen narzisstischen Vater hatten oder eine manipulative Mutter. Auch will ich nicht in Abrede stellen, dass es mehr als verständlich ist, wenn wir einen gewalttätigen Vater hatten und eine schwache Mutter, dass wir versuchten, ihr zu helfen. So wurden wir Opfer oder Retter, und das war auch das Beste, was wir zu DIESER Zeit tun konnten. Schließlich war es uns mit 6 Jahren nicht möglich, unseren Rucksack zu packen und den Eltern zu verkünden, dass wir mit dem herrschenden Klima in der Familie nicht einverstanden sind und künftig woanders wohnen werden. Wir waren definitiv ausgeliefert, wer auch immer uns das Leben schwer machte.

Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass du an der Ehe deiner Eltern das erste Beziehungsmodell vorgefunden hast? Und ist dir bewusst, wie sehr uns dieses Modell geprägt hat – selbst wenn du es „NIEMALS so machen wolltest wie deine Eltern?“ In der Verhaltenstherapie nenne man das „Lernen am Modell“ und unbewusst haben die Familiensysteme immer Einfluss auf uns. Wie die Bindung zu Mutter oder Vater, so auch die Beziehung später zum Partner. Das wird häufig nicht auf den ersten Blick erkennbar, aber wenn wir mal das Problem hinter dem Problem anschauen, dann wird es deutlich.

Haben wir also einen cholerischen Vater und eine schwache Mutter, so kann es sein, dass wir selbst in diese schwache Position gehen, wenn unser Partner cholerisch wird. Das liegt daran, dass unsere Nervenbahnen im Gehirn so geprägt wurden und dieses Verhalten fast reflexartig ausgelöst wird. Vielleicht ist es dir schon einmal passiert, dass sich das Verhalten eines Elternteils in einem anderen Kontext wiederholt hat und du dann wie paralysiert reagiert hast. Manchmal passiert das, wenn uns ein Lehrer bloß stellt oder der Chef uns maßregelt. Es gibt unzählige Beispiele dafür und letztlich ist dies auch der Grund, warum wir uns so schwer damit tun, unser Verhalten zu ändern. Unser Gehirn ist so stark geprägt, dass dieses alte Verhalten sozusagen immer zuerst ablaufen wird. Aber keine Sorge: Das bedeutet natürlich nicht, dass es keine Möglichkeit zur Veränderung gibt.

Im ersten notwendigen Schritt geht es darum, überhaupt wahrzunehmen, welche Abläufe stattfinden. Also – Partner schreit – ich kusche. Oder Partner bricht den Kontakt ab und redet nicht mehr mit mir – ich leide so sehr, als würde die Welt untergehen und bin kaum mehr handlungsfähig. Oder der Partner belügt mich – ich bekomme starke Zweifel, ob ich mich auf mein Gefühl und meinen Bauch verlassen kann! Dies sind natürlich nur exemplarische Beispiele und diese wären beliebig erweiterbar.

Im zweiten Schritt schauen wir die Glaubenssätze und Erfahrungen an, die zu unserem alten, und damit wenig hilfreichen Verhalten geführt haben. Wenn wir dies erkennen, dann können wir uns Gedanken darüber machen, was ein aktuelles und hilfreiches Verhalten wäre. Erstmal müssen wir die Idee dazu im Kopf haben, dann üben wir das Verhalten ein. Am besten fangen wir dazu mit Personen an, die nicht gleich die größte Herausforderung darstellen und steigern uns dann langsam. Rollenspiele helfen unserem Nervensystem, die ersten Hürden zu nehmen und positive Erfahrungen mit der Verhaltensänderung zu machen. Dazu eignet sich natürlich ein Therapeut, denn er weiß, worauf es ankommt und sorgt dafür, dass wir mit dem neuen Verhalten positive Erfahrungen machen und es hilft eine Gruppe, die uns auffängt und uns darin bestärkt, unser neues Verhalten immer weiter auszubauen.

Je mehr wir tatsächlich bei uns sind und je besser wir zum Ausdruck bringen können, für welche Werte wir stehen, welche Art von Leben wir führen möchten und welchen Umgang wir pflegen wollen, umso leichter wird unser Leben gehen. Anpassung, Unterordnung und Erdulden bedeuten enorm viel Stress für Körper, Geist und Seele. Authentizität und zu sich selber stehen können ist maximal befreiend und macht kraftvoll. Natürlich müssen wir dazu Ängste loslassen und alte Glaubenssätze überwinden, aber am Ende werden wir belohnt mit einem Lebensentwurf, der WIRKLICH uns entspricht.

Nichts ist schlimmer als am Lebensende festzustellen, dass man das Leben eines anderen geführt hat!

So sei willkommen in unserem Kreis der Menschen, die sich auf genau diesen Weg machen und so gegenseitig unterstützen. Ich leite euch an – wie eine Art Bergführerin – damit ihr unnötige Umwege vermeidet und nicht vom Weg abkommt! Wer immer sich jetzt dazu entschließen mag, sich auf den Weg zu sich selbst zu machen, den begrüße ich freudig und mag mal von meiner Seite aus rückmelden, dass es der wichtigste Schritt war, den ich selbst in meinem Leben gegangen bin. Ängste weg und Mut hervor! In einem Netzwerk von Gleichgesinnten und damit Weggefährten bleibt man nicht alleine und ist immer in guter Begleitung! You are not alone 🙂

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