Einer der Hauptgründe, warum wir die Trennung vom Narzissten nicht durchhalten, ist die damit verbundene Abhängigkeit. Wir müssen uns schlicht und ergreifend eingestehen, dass dem so ist. Es nützt nichts, dass wir es gerne anders hätten, es ist, wie es ist.
Sehen wir der Realität ins Auge, es gibt eine gewisse Abhängigkeit und diese spüren wir natürlich ganz genau dann, wenn wir in den Entzug kommen. Solange wir die Droge Narzisst zur Verfügung haben, sind wir noch in gewisser Weise versorgt, fällt der Kontakt aber weg, dann spielt unser gesamtes System verrückt. Nicht nur, dass wir unangenehme Gefühle bekommen von Gereiztheit bis Panik, sondern auch, dass wir uns völlig verloren und hilflos fühlen können, fast so, als würden wir es nicht überleben. Und natürlich ist unser gesamtes System darauf ausgerichtet, uns am Leben zu erhalten und dies scheint uns in diesem Modus wahrscheinlicher in Gesellschaft mit dem Narzissten als ohne. Uns wird quasi vorgegaukelt, dass der Narzisst unsere Rettung sei, dabei ist er unser Untergang.
Wir können es gut mit dem Rauchen vergleichen. Solange du Zigaretten zur Verfügung hast und rauchen darfst, ist alles kein Problem. Sitzt du aber mal 10 Stunden im Flieger und bist quasi zum Nichtrauchen gezwungen, kommt dein Körper peu à peu in einen Entzug, also in einen Modus, in dem du vielleicht unruhig wirst und innerlich nervös, aufgeregt, es fehlt etwas und sobald du den Flieger verlässt, steckst du dir sofort eine Zigarette an. Dabei bist du natürlich in guter Gesellschaft, weil das alle Raucher tun. Nach ein paar Zügen steigt so langsam der Nikotinpegel wieder an und du beginnst, dich wieder wohler zu fühlen. Erleichterung stellt sich ein, deine innere Ruhe kehrt zurück und jetzt beginnst du, eine falsche Schlussfolgerung zu ziehen, nämlich, dass Zigaretten etwas Gutes für dich sind. Sie entspannen dich, sie nehmen dir die Gereiztheit und den Stress. Aber – hast du schon einmal einen Nichtraucher gesehen, der wegen Entzugssymptomen gereizt war? Natürlich nicht. Und genau das ist auch die Antwort. Das Nikotin gleich nur den Entzug wieder aus, den du gar nicht erleiden würdest, hättest du nie mit dem Rauchen angefangen.
Und genauso ist des mit dem Narzissten. Dieser scheint dir den Trennungsschmerz zu nehmen, dabei hättest du diesen gar nicht, würde er dich nicht dahingehend zuvor manipulieren.
Er nimmt also einen Schmerz, den du ohne ihn gar nicht hättest! Und im Grunde können wir natürlich einen einmaligen Liebeskummer auch gut überwinden. Das Problem ist nur, dass der Schmerz des on-off-Modus bzw. der Schmerz, ignoriert zu werden, ein ständiger Begleiter ist in narzisstischen Beziehungen. Es kommt nicht einmal vor, sondern ständig. Es ist nie lange sicher, ob man zusammen ist oder wieder getrennt, ob man in einem halben Jahr einen gemeinsamen Urlaub antreten kann oder ob da gerade wieder Chaos herrscht. Und ob der gnädige Herr oder die feine Dame am Wochenende mit zu den Eltern geht oder dies wieder als Anlass genommen wird, dich unter Druck zu setzen und dir etwas abzuverlangen.
Will heißen: Wir ziehen die falschen Schlüsse daraus, dass die Trennung vom Narzissten schmerzhaft ist und wenn er wieder auftaucht, es uns besser geht. Ich möchte dir einmal nahe legen, zwischen kurz- und langfristigen Konsequenzen zu unterscheiden.
Kurzfristig bist du total erleichtert, wenn du wieder gut bist mit dem Narzissten, langfristig allerdings geht das ganze Drama wieder von vorne los. Würdest du es schaffen, durch die Phase des Entzugs zu kommen, dann wäre diese zwar sicherlich schmerzhaft, aber danach würde eben auch die Freiheit warten und ein neues Leben!
Ich möchte dir noch erklären, was im Gehirn passiert, wenn du in diesen toxischen Kreislauf mit einem Narzissten gerätst. Anfangs ist die große love-bombing-Phase, in der alles schick ist, happy und großartig. Fast zu schön um wahr zu sein und einfach perfekt. Du schwebst nicht nur auf Wolke 7, sondern auf Wolke 700. Du hast den 6er im Lotto gezogen und dein Leben könnte nicht großartiger sein! So – in dieser Phase schüttet dein Körper Dopamin aus, quasi eimerweise. Dopamin ist ein Hormon, das dich glücklich macht und dir Flügel verleiht. Es ist wichtig für den Antrieb, die Lebensfreude und das Belohnungssystem ist dadurch aktiv. Du fühlst dich also unbesiegbar, stark, als könntest du Bäume ausreißen. So schwebt ihr dann gemeinsam durch diese erste Zeit, bis es schlagartig zum Bruch kommt. Überraschend, völlig aus dem Nichts, der Narzisst wertet dich ab, er fängt einen riesigen Krach an und ignoriert dich tagelang. Vielleicht sogar wochenlang. Du verstehst die Welt nicht mehr und kommst eben jetzt in diese Entzugsphase, weil der Narzisst ja nicht mehr verfügbar ist, will heißen, kein Dopamin mehr ausgeschüttet wird. Du ziehst dich zurück, bist traurig, erschöpft, ratlos, entsetzt, hilflos, ängstlich und hast nur noch diesen einen Wunsch:
Er möge zurückkommen. Deine Droge muss wieder verfügbar sein. Das tritt natürlich auch ein, denn all dies weiß der Narzisst intuitiv ganz genau. Lässt er dich lange genug zappeln, fällst du ihm wie eine reife Frucht in den Schoß. Bist du also mürbe und verzweifelt genug, taucht er wieder auf und dein Belohnungssystem schüttet wieder eimerweise Dopamin aus. Und nun wird es spannend: Das Dopamin wird ja ausgeschüttet, sobald der Narzisst auftaucht, und genau deshalb wird dir vorgegaukelt, dass er dir guttut, dass er dir Glück bringt, dass er alles ist, was du zu deiner Zufriedenheit brauchst. Aber das ist ein Trugschluss. Du warst vor ihm auch nicht im Tal der Tränen, du warst vor ihm auch nicht im Entzug. Denk an der Stelle an den Nichtraucher, der hat auch keinen Entzug, weil er nie in diesen Kreislauf eingestiegen ist.
Es gilt also, diese erste Phase des Entzugs zu überwinden, um aus dem toxischen Kreislauf auszusteigen.
Es gilt also, diese erste Phase des Entzugs zu überwinden, um aus dem toxischen Kreislauf auszusteigen. Es ist von absoluter Bedeutung und Relevanz, dass du dich nicht von den Hormonen leiten lässt und auf dieses Spiel hereinfällst. Bleib konsequent bei dem, was du erreichen willst. Du willst nicht weiter versklavt sein, nicht länger ausgebeutet und schikaniert werden, du willst dein Leben nicht mit Gewalt verbringen und auf deine Bedürfnisse und Vorstellungen verzichten, nur damit der Narzisst nicht ausrastet. Du willst dich befreien und eine Partnerschaft mit einem Menschen führen, der über seelische Reife verfügt und sich zu benehmen weiß. Der deine Werte teilt und nicht bockig ist wie ein kleines Kind an der Supermarktkasse Denk also immer daran. Augen zu und durch – durch den Entzug in die Freiheit. Einfach weiterlaufen, marschieren, gehen ohne anzuhalten und ohne rückwärts zu schauen. Einmal entschieden, stell das Ganze nicht wieder infrage. Wenn du es alleine versucht hast und nicht schaffst, dann begib dich in eine Gemeinschaft, die dasselbe Ziel hat. Lass dich begleiten von jemand Professionellem, der dir ein Geländer auf Zeit bietet. Den Halt, bis du wieder alleine gehen kannst und willst.
Das lohnt sich allemal, denn es wartet ein neues, erfülltes und würdevolles Leben auf dich. Aber nur, wenn du den Alten erniedrigenden und unwürdigen Scheiß hinter dir lässt. Triff eine Entscheidung und warte nicht, dass Andere das für dich tun. Es ist dein Leben, mach was draus und wenn du magst, komm in unseren Inner-Circle, da bin ich als Therapeutin und Narzissmus-Expertin für dich da und natürlich viele andere Betroffene.
Niemand gibt dir die Zeit zurück, die du mit einem Menschen vergeudest, der dich nicht wertschätzt, und niemand baut dich am Ende wieder zusammen, wenn du in Einzelteile zerlegt bist, schon gar nicht der Narzisst. Deshalb, lass es nicht so weit kommen.
Bis zum nächsten Artikel und hab eine gute Zeit bis dahin! Es ist dein Leben, mach was draus
