Kennst du das Gefühl, nicht mehr zu wissen, ob du im Recht bist oder nicht, ob du daneben
liegst oder dein Partner? Gerade in Beziehungen mit narzisstischen Partnern kommt es häufig dazu, dass wir an unserer eigenen Wahrnehmung zweifeln. Warum eigentlich?
„Du hast mir den Termin eben nicht gesagt! Trag dir besser solche Sachen künftig in deinen
Kalender ein, Frau Alzheimer!“
„Ich bestrafe dich nicht mit Schweigen, ich hab nur einfach keine Lust zu reden!“
„Was du dir immer einbildest, du bist einfach viel zu empfindlich!“
Solche und ähnliche Sätze schleudern Narzissten gerne heraus, wenn sie in ihrer Wut stecken und für sie Angriff die beste Verteidigung ist. Sie versuchen, durch Anklage, Bedrohung, Vorwürfe oder auch nur durch Feststellungen – gepaart mit der entsprechenderen Energie, mit der diese vorgetragen werden – den Partner zu verunsichern. Und tatsächlich gelingt ihnen das auch meist.
Recht schnell geraten wir ins Wanken, überlegen, ob der Partner nicht doch Recht hat, ob wir nicht doch vergessen haben, ihm den Termin mitzuteilen, ob wir nicht doch zu empfindlich sind, wenn wir uns mehr gemeinsame Zeit wünschen, kurz: ob wir uns täuschen und danebenliegen!
Selbstzweifel
Selbstzweifel treten in Beziehungen mit narzisstischen Partner überproportional häufig auf. Man könnte sogar sagen, sie sind an der Tagesordnung. Sie sind das täglich Brot, ja gar ein
Hauptaspekt, eine der vorherrschenden Manipulationstechniken, mit der der Narzisst die
Beziehung unter Kontrolle hält. Das ständige In-Frage-Stellen unserer Wahrnehmung zersplittert mit der Zeit unsere Persönlichkeit. Wir sind existenziell auf unsere Erfahrungen angewiesen, unser Gehirn und auch unser Körper benötigen automatisierte Abläufe, um Energie zu sparen für neue und unbekannte Situationen. Wird uns dieser Automatismus genommen, indem er infrage gestellt wird, sind wir permanent gezwungen, eben diese Automatismen nach-zu-korrigieren, erneut zu überprüfen. So können wir keine Gewohnheiten entwickeln, keine vorhersehbaren Situationen schaffen. Das führt zu einer psychischen und physischen Daueranspannung, aus Angst vor Fehlern ist unser System permanent auf Hab-Acht-Modus gestellt und dies führt uns unweigerlich über kurz oder lang in einen burn-out, einen seelischen Zusammenbruch.
Selbstvertrauen
Situationen vermeintlich falsch einzuschätzen, sich scheinbar laufend zu täuschen bringt unsere ganze Welt ins Wanken. Der Boden wackelt ständig, wir können uns nicht mehr entspannen.
Dies bedeutet nicht nur, dass wir laufend damit beschäftigt sind, unser eigenes Handeln und
Fühlen zu überprüfen, sondern wir büßen auch massiv an Selbstvertrauen ein, weil wir uns –
scheinbar – nicht mehr auf uns selbst verlassen können. Das Ganze mündet dann darin, dass wir uns selbst nichts mehr zutrauen, uns selber nicht mehr vertrauen und letztlich unser Selbst zerfällt. Genau dies ist vom Narzissten intendiert. Genau dies will er erreichen. Durch die Verunsicherung geraten wir immer mehr in seine Abhängigkeit, denn er scheint der Einzige zu sein, der sich noch auskennt. Der den Überblick behalten hat. Der weiß, wo es lang geht. Dieser Trugschluss führt auch dazu, dass wir uns eine Trennung gar nicht mehr zutrauen, denn ohne ihn, der uns scheinbar Geleit und Sicherheit gibt, sind wir ja vollends verloren – so glauben wir.
Manipulation
Wenn du dich in dem Geschriebenen wieder erkennst, dann wird es höchste Zeit, dass du
handelst, dass du Klarheit gewinnst, dich nicht länger manipulieren lässt. Wir können uns einfach nicht vorstellen, dass es jemand absichtlich böse mit uns meint, dass uns ein anderer Mensch tatsächlich schwächen, ja gar vernichten will! Aber – es ist doch die Wahrheit, dass es solche Menschen gibt. In ihrer rasenden Wut, ihrem Neid und Zorn, können Narzissten oft ihren Mitmenschen nicht erlauben, glücklich zu sein, es sich gut gehen zu lassen. Sie sind in ihrem Kern selbst so zerstört worden, gedemütigt und/oder verlassen, dass sie sich nun an anderen Menschen rächen. Nur: Du hast dem Narzissten diese Wunde nicht angetan! Warum stellst du dich als Opfer für seine Rache zur Verfügung?
Selbstwert
Bitte gehe an dieser Stelle einmal in dich und versuche, deinen Selbstwert, dein Selbstvertrauen zu definieren. Ist es hoch, mittel, niedrig? War es vor dieser Beziehung anders? Oder war es von jeher schon schwach ausgeprägt, warst du schon davor ein eher unsicherer Mensch? Wie wurdest du von deinen Eltern behandelt? Wurdest du zu einem sicheren Menschen erzogen, der sich auf seine Gefühle und seine Intuition verlassen kann? Oder gab es auch dort schon unangebrachte Schuldzuweisungen? Wurden dir auch dort Gefühle abgesprochen, dir vermittelt, dass du so, wie du bist, nicht richtig bist?
Toxische Beziehung
Ein typisches Merkmal, dass du in einer toxischen Beziehung bist, findest du darin, dass du eine tiefe Verunsicherung verspürst. Dass du nicht weißt, wann du was falsch machst und wann dich welche Strafe dafür erwartet. Wir Menschen brauchen kausale Zusammenhänge und genau das hebelt der Narzisst aus. Damit stiftet er Verwirrung und macht dich so zur leichten Beute. In einer gesunden Beziehung fühlt man sich sicher – nicht unsicher! In einer guten Beziehung wird man beantwortet – nicht verstört! In einer liebevollen Beziehung gibt es keine Strafe – sondern eine gemeinsame Lösung! In einer gesunden Beziehung weißt du, wie dein Partner tickt und was dich erwartet! Ein liebevoller Partner freut sich nicht über deine Angst, er weidet sich nicht am Psychoterror, den er mit dir betreibt, er ist an deinem Wohl interessiert, nicht an deinem Leid!
Narzissten müssen ihre Partner schwächen, um sich selbst stark zu fühlen! Warum machst du es mit? Warum gibst du dich dafür her? Warum lässt du dich weiter vergiften, bestrafen, demütigen?